16 Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches.
scheiden ermöglichen vielfach eine leichte Verbindung der Hauptströme durch Kanäle.
Hinsichtlich der Ausdehnung ihrer Gebiete nehmen sie eine Mittelstellung unter den
Flußsystemen des Erdteils ein. Deutschland hat 15 000 km Wasserstraßen, die dein
großen Schiffsverkehr zugänglich sind, und nur Rußland übertrifft es hierin.
Die größte Bedeutung für die Schisfahrt hat der Rhein, da er wegen seines
Ursprungs in den Gletschern des Hochgebirges meist auch während des Sommers
hohen Wasserstand auszuweisen hat.
Verbindende Wirkung der deutschen Ströme. Die deutschen Fluß-
systeme verbinden die drei Höhenstufen innig miteinander: der Rhein Hochgebirge,
Mittelgebirge und Tiefland; Weser, Elbe und Oder Mittelgebirge und Tiefland.
Die vereinigende Kraft der Ströme bringt auch die Menschen einander näher und
unterstützt zugleich die Vereinheitlichung des gesamten deutschen Lebens in gei-
stiger wie wirtschaftlicher Beziehung, namentlich aber in Hinsicht auf den Verkehr.
Die deutschen Ströme ganz besonders verketten Deutschland zu einem einheitlichen
Wirtschaftsgebiet.
Einfluß der Bodengestalt auf Anbau und Verkehr, a) Bon größter
wirtschaftlicher Bedeutung ist das Vorherrschen des Tieflands, das fast 2/3 der
Gesamtfläche Deutschlands einnimmt. Es umfaßt nicht bloß die Norddeutsche
Niederung mit ihren tieseingreifenden Buchten am Rhein, der Ems, der Saale,
Elbe und Oder, sondern auch die langgestreckte Oberrheinische Tiefebene mit der
breiten Frankfurter Bucht, die Wetterau, den Untermain bis Schweinfurt und das
untere Neckartal bis gegen Stuttgart.
Das Tiefland ermöglicht eine reiche Entfaltung des Flußnetzes,
es setzt der Anlage von Schienen- wie Kanalwegen fast keine Hindernisse ent-
gegen,
es ist klimatisch bevorzugt gegenüber dem Hochland,
es bietet dem Ackerbau die günstigsten Bodenverhältnisse dar und
es begünstigt vor allem die Bildung großer Staatswesen. Tatsächlich ist die
Einigung Deutschlands vom Norddeutschen Tiesland ausgegangen.
Die Zusammenlagerung des Tieflands mit dem Meer, dann die alten oft-
westlichen Talzüge, große, von der Natur geschaffene Verkehrswege, erscheinen als
weitere Gaben des Norddeutschen Tieflands.
b) Auch die zahlreichen Mittelgebirge, die das Reich in seiner Mitte wie im
S. erfüllen, erweisen sich in Wirklichkeit lange nicht in dem Maß verkehrsstörend
und sondernd, wie dies lange zum Schaden unserer wirtschaftlichen und politischen
Entwicklung angenommen wurde. Der deutsche Boden ist trotz feiner zahlreichen
Gebirge recht wegfam.
Zu den großen Wasserstraßen, die die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle von S.
nach N. durchziehen, gesellen sich noch die breite Talsenke der Wetterau, die von
Frankfurt nach Kassel sührt, und weiterhin das Tal der Leine, das zur Nordsee leitet,
die Kinzig-Fulda Senke zwischen Vogelsberg und Rhön, die breite Bucht des Grab-
selds zwischen dem Mittlern Main- und dem Werratal, die Senken im O. und W.
des Fichtelgebirgs und die wichtigen Sudetentore. Die Wasserscheiden in den Mittel-
gebirgen liegen oft nur wenige Meter über den Quellgebieten, so besonders zwischen
dem Donau- und Maingebiet im Fränkischen Jura, wo stellenweise sogar eine Art
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Deutschlands Gewerbe und Industrie.
17
Flußgabelung (Bifurkation S. Iv S. 21) auftritt. Dieser Umstand ermöglicht
die Ausbildung eines noch großartigeren N. und S. verbindenden Kanalnetzes in
Deutschland, eine Aufgabe der nahen Zukunft. (S. S. 27.)
Die Täler der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle liegen tief und geschützt und
zeichnen sich daher durch mildes Klima und reichen Bodenertrag aus.
e) Selbst die Alpen, obwohl ein Hochgebirge, erweisen sich in hohem Maß
wegsam. In den breiten Tälern führen bequeme Pfade nach Österreich, zum Brenner
und weiterhin nach S.; nicht weniger als 14 Sackbahnen dringen mehr oder weniger
tief ins Hochgebirge ein, das überdies durch treffliche Straßen und einen ausge-
dehnten Post- und Automobilverkehr nach allen Richtungen erschlossen ist.
Deutschlands Bodenformen stellen dem Verkehr nirgends unüberwindliche
Hindernisse entgegen, sie erweisen sich diesem vielmehr zumeist sehr günstig.
V. Deutschlands Gewerbe und Industrie.
Noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts beschäftigten sich 2/3 des deutschen
Volkes mit Landwirtschaft, Deutschland war vorwiegend Agrarstaat. Dies hat
ich seitdem wesentlich geändert. Die gewaltig anwachsende Bevölkerung vermag
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschlands Deutschlands Deutschland
I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich. 117
bischofs und eines Kurfürsten. Unter den zahlreichen kirchlichen Bauten ist
weltbekannt der Kölner Dom, das schönste gotische Bauwerk Deutschlands,
begonnen im 13. Jahrhundert und vollendet nach Gründung des Deutschen
Reiches. Jetzt ist Köln Sitz der Rheinischen Dampffchiffahrtsgesellschast
und Hauptverkehrspunkt auf den großen Strecken Berlin—paris und Belgien—
England. Starke, weit hinausgeschobene Forts decken die Stadt, die mit dem
Vorort Deutz reichlich 72 Mill. Einwohner hat und damit die zweitgrößte
Stadt Preußens ist.
Stromabwärts liegen die Häfen des „bergischen" Landes' Düsseldorf
(358), weitberühmt durch seine Malerakademie und seine Musikfeste. In
der Nähe liegt Kaiserswerth, wo aus kleinen Anfängen die ausgedehnten
Fliednerschen Anstalten sür innere Mission entstanden, deren Diakonissen
in drei Erdteilen tätig sind. Es folgt der Jndustrieplatz Duisburg ldus-
bürg] (229), der mit dem Hafen Ruhr ort zu einer Großstadt verwachsen
ist. Ruhrort1 ist großer Jndustriemittelpunkt und besitzt den größten Fluß-
Hafen des Festlandes (Bild 77). An der Mündung der Lippe liegt Wesel
und nahe der deutschen Grenze links vom Rhein Kleve.
§ 174. Die Ems, der kleinste unter den deutschen Hauptflüssen, ent-
springt am Südwestabhange des Teutoburger Waldes. Sie ist kürzer als
die Mosel, fließt durch den Dollart und mündet in zwei Armen bei Borkum,
das zum Schutze der Mündung befestigt ist.
In ihrem Oberlauf durchfließt die Ems die Münstersche Tieflands-
bucht. Sie ist eingelagert zwischen Teutoburger Wald und Haar und wird
entwässert durch die Ems und die Lippe. Im 3 hat das reiche Steinkohlen-
lager zahlreiche Bergwerke und Eisenindustrie ins Leben gerufen. Hier,
„wo der Märker Eisen reckt", liegt Hamm, die alte Hauptstadt der Graf-
schast Mark, jetzt Knotenpunkt der westfälischen Eisenbahnen, reich an Eisen-
gießereien. Im innersten Winkel der Tieflandsbucht gründete Karl der
Große Paderborn (30) neben Münster und Minden als Bischofssitz im
westfälischen Sachsen. Am Rande des Gebirges, in der fruchtbaren Soester
Börde, folgt Soest [soft], in der Hansezeit eine der ersten deutschen Handels-
städte; jetzt hat es bedeutenden Getreidehandel. Den Mittelpunkt bildet
Münster, eins der von Karl dem Großen im Sachfenlande angelegten
Bistümer, jetzt Sitz der Regierung und Universitätsstadt.
§ 175. Von steigender Bedeutung für den deutschen See- und Binnen-
verkehr ist in jüngster Zeit Emden geworden. Hier mündet der Dort-
mnnd—ems-Kanal, durch den die rheinisch-westfälischen Jndnstriebezirke
mit der Nordsee in schiffbare Verbindung gefetzt sind, während dieser Ver-
kehr früher nur über den Rhein und durch Holland ging. Emden ist als
Handels- und Freihafen, zugleich als Hafen für die Hochseefischerei auf
Heringe bedeutend'.
Zeichnung: Die Ems und der Dortmund — Ems-Kanal. Der
Oberlauf der Lippe ist aufzunehmen.
1 Ort = Spitze. (Ssergt. Brüsterort, Schwarzort.)
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlands Rheinischen_Dampffchiffahrtsgesellschast Belgien England Kaiserswerth Jndustrieplatz_Duisburg Wesel Rhein_Kleve Borkum Sachsen Soest Sachfenlande Rhein Holland Dortmund
174 C. Länderkunde.
.schetländ^-Jnseln im N und die Normannischen Inseln an der sranzö-
fischen Küste sind.
Vom Festlande ist es im 0 getrennt durch die Nordsee, im S durch
den Kanal, der mit der Nordsee durch die 31 km breite Straße von
Calais sdover verbunden ist; im W und 0 steht es in offener Verbindung
mit dem Atlantischen Ozean.
§ 271. ^Kusteugliederung. — Aufgaben. 1. Vergleiche Griechenland
und Großbritannien in diesem Punkte! 2. Zeige — ohne die Namen zu
uennen —, wie die Einschnitte an der Ost- und Westküste einander entsprechen!
3. Gib nach dem Maßstab an, wie weit auseinanderliegen: London—bristol
"brißt'l], Hull—liverpool, der Firth [förfc] of Förth [förß]—Firth of Clyde
kleidl! 4. Ist ein Punkt zu fiuden, der über 120 km vom Meer entfernt ist?
^272^/Bodengcstalt. Ähnlich wie in Skandinavien ist der W und Nw
von Gebirgen, der 0 von Tiesland erfüllt. Der höchste Gipfel, der
Ben Nevis [itttits oder rtetvis] in Schottland, ist nur 135(3 m hoch. Die
britischen Gebirge sind also Mittelgebirge. Zu unterscheiden sind:
a) in England: 1. Das Bergland von Cornwall ^kornnal^ es
ist reich an Zinn und Eisen.
2. Das felsige, waldarme Hochland von Wales snalsi; im ^ ent-
hält es viele Kohlen und Eisenerze.
3. Die niedrige Penninische Kette im mittleren Nordengland und
das seenreiche, anziehende Bergland von Cnmberland jmnberländ,
beide sind an den Rändern kohlen- und eisenreich.
b) in Schottland: 1. Südschottisches Bergland; 2. nördlich des
kohlen- und eisenführenden Schottischen Tieflands das feen- und
fchluchtenreiche Schottische Hochland, das durch den Kaledonischen Kanal
geteilt wird.
Das Tiesland Südenglands, das Londoner Becken, ist eine
Fortsetzung des Pariser Beckens. Mit seinen Feldern, Hügeln, Wiesen
und Gärten, seinen Dörfern und Schlössern bildet es die schöne englische
Parklandschaft. Ter nordwestliche Teil des Tieflandes ist reich an Stein-
kohlen und Eisenerzen.
§ 273. Die nur kurzeu Flüsse des vereinigten Jnsellandes sind infolge
der vielen Niederschläge wasserreich, tief und darum trefflich schiffbar, so
daß sie die Bewohner des Binnenlandes leicht ans Meer führten. Da
die Flut in die Mündungen tief eindringt, konnten auch an Kleinen
Flüffen bedeutende Häfen entstehen. Die Trichtermünduugen der Themse
und des Humber [ljrimb'r] bilden an der englischen Ostküste die beiden
wichtigsten Eingänge von der Nordsee her. Der verkehrsreichste Strom ist
die Themse, obwohl sie nur wenig länger ist als die Ems.
Die britischen Küsten und Flüsse sind durch viele Kanäle miteinander
verbunden. Der wichtigste Kanal ist der Manchester-Seekanal.
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200
V. Länderkunde,
109. „Wolkenkratzer" von New Port,
Das Innere der Hochebene ist wegen der Randgebirge trocken, außer-
halb der Gebirge waldlos und stellenweise fast eine Wüste. 90 des an-
gebauten Landes sind künstlich bewässert. Tie Gebirgsbäche sammeln sich
zum Teil in abflußlosen Seen, unter denen der Große Salzsee der bedeu-
tendste ist. Die Flüsse bilden, wie alle Hochebenenströme, tiefe Schluchten-
täler, insbesondere der Colorado, dessen Mittellaus sich 1800 m tief in
das Plateau eingeschnitten hat. Seine in Terrassen abfallenden Felswände
mit ihren wundervollen Gesteinen bieten ein Bild von größter Pracht.
§ 312. Die Weltplätze der Ostküste. Der No mit seinen reichen Boden-
schätzen an Kohle und Eisen, seinen schiffbaren Flüssen und günstigen
Buchten hat die dichteste Bevölkerung und ist Hauptsitz des atlantischen
Handels. Hier entstand Boston [boft'it] (070), die älteste Großstadt der
Union, der zweitgrößte Hafen und ein Mittelpunkt der Kunst und Wissen-
schast.
Der bedeutendste Hafen ist New York >nju jürk^. Seine Lage ist außer-
ordentlich günstig. Keiner der östlichen amerikanischen Weltplätze ist mit dem
reichen Hinterlande so günstig verbunden wie New Jork durch das breite und
tiefe Tal des Hudson. Der älteste Teil der Stadt (von den Holländern
angelegt und von diesen Nen-Amsterdam genannt) liegt ans einer aus festem
Felsboden bestehenden Insel des Hudson, der durch einen Kanal mit dem
^ntärio-See in Verbindung steht.
Nach dem „fernen Westen" sichren zahlreiche aus den Massenverkehr ein-
gerichtete Bahnen, darunter eine elektrische Schnellbahn nach Chicago. So
entstand hier eins der Bevölkerungszentren der Erde. Die Stadt hat mit
dem durch riesenhafte Brücken und Tunnel verbundenen Brooklyn [bruklin
4,s Mill. Einwohner, darunter % Mill, Deutsche. Sie ist das Ziel von
mehr als 70 Dampferlinien, die Landungsstätte der meisten Auswanderer, der
zweitgrößte Hafen der Welt. Fast die Hälfte des auswärtigen Handels der
Union geht über New York. Die Stadt ist wie alle amerikanischen Städte
regelmäßig gebaut: die nieisten Straßen schneiden sich unter rechtem Winkel.
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§ 43. Das Königreich der Niederlande (Holland).
87
unterschied. Daher ist es seit 1830 ein selbständiges erbliches Königreich,
welchem alle europäischen Mächte volle Neutralität zugestanden haben.
Die Herrscher sind aus dem deutschen Hause Sachsen-Koburg. Die be-
deutendsten Städte sind:
Im Berglande: Lüttich, an beiden Seiten der Maas, Uni-
versität, 160 000 Einw., Hauptsitz der Waffen- und Tuchfabrikation,
inmitten von Hüttenwerken und Bergbau. — Verviers mit vielen Tuch-
und Seidenfabriken. — Namur, Festung am Zusammenfluß der
Sambre und Maas.
Im Hügel- und Tieflande: Brüssel, Haupt- und Residenz-
stadt, schön gebaut, mit einer Oberstadt, dem Wohnsitz der reichen,
französisch sprechenden Bevölkerung, und einer Unterstadt, wo die flämischen
Fabrikarbeiter wohnen. Viele Fabriken für Teppiche und Spitzen.
600000 Einw. — 16 km s. von Brüssel liegt das Schlachtfeld von
Belle Alliance oder Waterloo, wo die Preußen unter Blücher
und die Engländer unter Wellington 1815 Napoleon I. besiegten. — Ant-
werpen, an der hier für Seeschiffe fahrbaren Schelde, Haupt- und
Zentralfestung für Belgien, sehr bedeutende Handelsstadt in Petroleum,
Kaffe, Baumwolle (die zweite des Festlandes), 280000 Einw. — Strom-
aufwärts Gent, ebenso wie Brügge schon im Mittelalter durch die
flandrischen Tuche berühmt. — Ostende, weltbekanntes Seebad am
flachen Dünenstrande und Überfahrtshafen nach England.
§42.
Das Grotzherzogtum Luxemburg
zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien gelegen, ist von eisen-
reichen Gebirgszügen, den Ausläufern der Ardennen, und der lothringischen
Hochfläche durchzogen, die von Wald bedeckt sind. Seine Bevölkerung,
die deutsch und katholisch ist, treibt daher Bergbau, in dem n. Hügellande
Ackerbau. An dem kurzen Stück des l. Moselufers, das zu dem Ländchen
gehört, wird Wein und Obst angebaut. Dem völlig unabhängigen Staat,
der dem deutschen Zollverein angehört, ist auch Neutralität zugestanden.
Hauptstadt Luxemburg.
§43.
Das Königreich der Niederlande (Holland).
1. Lage und Bodenbeschaffenheit. Die Niederlande
liegen zwischen der Nordsee, welche einen tiefen Einschnitt, die Zuider-
see (= Süderfee, im Gegensatz zur Nordsee) bildet, Deutschland und
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Holland Sachsen-Koburg Namur Maas Hügel- Belgien England Luxemburg Deutschland Frankreich Belgien Luxemburg Holland Nordsee Nordsee Deutschland
354
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
3. Königreich Belgien.
29500 qkrn, 7,5 Mill. E., 255 E. auf 1 qkm.
Wenig größer, etwas volkreicher als die Rheinprovinz, doppelte Volksdichte des 2). R.
§ 239. I. Lage. Die Küste Belgiens, nur 70 km lang (= ^ der Landes-
grenze), liegt dem Britischen Jnselreiche gegenüber. Die Landgrenze berührt
Frankreich, Luxemburg, das Deutsche Reich und die Niederlande. Infolge
seiner Lage vermittelt Belgien den Landverkehr zwischen Deutschland und
den Niederlanden einerseits und Frankreich anderseits; es ist ferner ein wich-
tiges Durchgangsland für die Verbindung Englands mit den Ländern am
Rhein und an der Donau und mit Italien.
Ii. Bodengestaltung und Bewässerung. Der Bodengestalt nach lassen
sich in Belgien drei Landschaftsgebiete unterscheiden: Hoch-, Mittel- und
Niederbelgien. Hochbelgien umfaßt den westlichen Teil des Rheinischen
Schiefergebirges (das Bergland der Ardeuueu und einen Teil des Hohen Venn),
das Gebiet bis zu den Tälern der Sambre und Maas. Zwischen Maas
und Schelde liegt Mittellielgien, ein sanftwelliges, tertiäres Hügelland,
das von 8 nach N von 200 m auf 50 m Höhe absinkt. Das übrige Gebiet,
Niederbelgien, ist ein durchschnittlich 20 bis 10 m hoch gelegenes diluviales
Flachland, das im W von einem Marschlandstreifen begleitet wird. Im 0
der Scheldemünduug bildet die Ebene eine einförmige, vielfach mit Heide
bestandene Sandsläche, die Campine; im W, in der Landschaft Flandern, be-
steht sie aus fruchtbarem Lehmboden. Die belgische Küste ist eine glatte,
einförmige Dünenküste, an der nur der künstlich gegen die Versandung ge-
schützte Hasen von Ostende (f. n.) einige Bedeutung besitzt.
Den Hauptfluß Hochbelgiens bildet die Maas, die in nördlichem Laufe
iu einem engen, malerischen Felstale die Ardennen durchbricht (Bild 198). Bei
Namur erhält sie ihren größten Nebenfluß, die Sambre. Der Richtung der
Sambre folgend, fließt sie dem Nordfuße der Ardeuueu entlang bis Lüttich.
Hier wendet sich der Fluß nach N und gewinnt die Ebene. Der wichtigste
Strom des Landes, die Schelde, gehört dem Hügel- und Flachlande an.
Bei Dooruick (Touruay) wird sie schiffbar, und von Antwerpen ab trügt sie
die größten Seeschiffe. Die Mündung der Schelde erweitert sich zu zwei
großen, trichterförmigen Armen: der Wester- und der Osterschelde, die
mit deu Rhein- und Maasmündungen ein einziges, großes Deltaland in eine
Reihe schmaler Landstreisen gliedern. Oster- und Westerschelde gehören schon
niederländischem Boden an.
Iii. Klima. Das Klima hat einen ausgesprochen ozeanischen Charakter
mit mildeu Wintern, verhältnismäßig kühlen Sommern und reichlichen Nieder-
schlügen. Landeinwärts, mit der Erhebung des Landes nach 30 sinkt die
mittlere Jahrestemperatur (ganz Belgien + 10°), während die Niederschlags-
mengen zunehmen.
§ 240. Iv. Wirtschaftsleben. Mit Ausnahme des Berglandes, in dem die Hoch-
slächen meist von Mooren und Heiden, die niedrigen Striche von großen,
stellenweise urwaldartigen Wäldern eingenommen werden, und der geest-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Belgien Belgiens Frankreich Luxemburg Niederlande Deutschland Niederlanden Frankreich Englands Rhein Donau Italien Belgien Niederbelgien Maas Niederbelgien Flandern Hochbelgiens Hügel- Antwerpen Wester- Rhein- Belgien Niederschlags-
508
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Anteil an der industriellen Entwicklung der südlichen Nachbarschaft nehmen. Der
Eisenbahnknotenpunkt Hamm (45) liegt schon im Jndnstrierevier.
Fast ohne Unterbrechung wechseln längs des Rheins und der Ruhr Städte und
Dörfer ab, die Bergbau, Kokerei und chemische Industrie, Eisen- und Flußstahl-
Fabrikation betreiben. Die bedeutendsten Orte des westfälischen Anteils sind:
Dortmund (225), ein Mittelpunkt des Kohlenbergbaus und der Bierbrauerei,
Bochum (140) und Gelsenkirchen (175). Dortmund bildet deu Ausgangspunkt
des für die Verbindung des Ruhrkohlengebietes mit der deutschen Nordsee wichtigen
Dortmund —Ems-Kanals, an dessen Weiterführung zum Rhein zurzeit noch ge-
arbeitet wird. Die südliche Strecke dieses Kanals bildet einen Teil des Rhein—
Weser-Kanals. (Über Rhein—weser- und Mittelland-Kanal s. § 344a.)
4. Das Harzvorland und die Leipziger Bucht.
§ 331. I. Einzellandschaften. 1. Das Vorland des Harzes. Es reicht im
N bis zur Niederung der Aller und der zur Elbe ziehenden Ohre. Als
ein welliges Hügelland senkt es sich allmählich zu einer fruchtbaren, mit
Löß bedeckten Ebene, in der sich jedoch noch einige Höhenrücken bemerkbar
machen. Das Gebiet wird von der Leine mit der Innerste, der Aller mit
der Oker und von der Bode entwässert.
Das Vorland des Harzes ist das erste Anbaugebiet für Zuckerrüben
in Deutschland; auch Weizen und Gemüse (Spargel in der Braunschweiger
Gegend) werden hier viel gezogen. Der Bergbau liefert Braunkohlen in
der ganzen Zone von Zeitz über Halle bis nach Magdeburg; Kochsalz wird
bergmännisch und in Salinen gewonnen. Von ganz besonderer Wichtigkeit
sind die bis in die Gegend von Hannover verbreiteten, mit dem Steinsalz
zusammen vorkommenden Kalisalzlager (vgl. § 30ob und w. u.). Sie er-
möglichen es der Landwirtschaft, den Boden in stärkstem Maße auszunutzen,
ohne dessen Leistungsfähigkeit auf die Dauer zu erschöpfen; sie haben ferner die
chemische Industrie zur Blüte gebracht. Auf den Zuckerrübenbau gründet
sich eine großartige Zuckerindustrie. Manche früher rein ländliche Gegenden
haben durch ihre zahlreichen Zuckerfabriken ein ganz industrielles Gepräge er-
halten. Handel und Industrie werden gefördert durch die Lage des Harzvor-
landes im Zuge des mitteldeutschen Gebirgsrandes, der hier und in der Nähe
von verschiedenen südnördlich gerichteten Straßen (Weser-, Saale-, Leine-, Elb-
tal) geschnitten wird.
§ 332. 2. Die Sächsische Tieflandsbucht. Das Harzvorland geht im 0 in die
Sächsische Tieflandsbucht über. Diese reicht im No bis zum Fläming,
im 3 bis zum Nordrande des Sächsischen Berglandes und bis zur Thüringi-
schert Hochfläche. Von allen Seiten strömen bedeutende Flüsse herein, die sich
sämtlich in die Elbe ergießen: die Saale mit der Elster (Pleiße), die Mulde,
die Schwarze Elster. _ _
Der mit eiszeitlichem Geschiebelehm bedeckte Boden der Sächsischen -nef-
landsbncht ist von ausgezeichneter Fruchtbarkeit und vortrefflich angebaut.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Hamm_( Rheins Dortmund Bochum Gelsenkirchen Dortmund Dortmund Rhein Rhein—
Weser-Kanals Rhein—weser- Deutschland Zeitz Magdeburg Hannover Weser- Sächsischen_Berglandes
Das Deutsche Reich. — C. Das Süddeutsche Gebirgsland. 413
Gebirgsrandes, Obst, Gemüse, Wein, Tabak (in der Pfalz) und Hopfen (Bild 218).
In den wiesenreichen Strichen zwischen dem Gebirgsrande und der Flußtalaue
herrscht ansehnliche Viehzucht. Auch Handel und Industrie sind zu be-
deutender Entwicklung gelangt. Das Land ist zwar nicht mit Bodenschätzen
gesegnet, besitzt aber eine ausgezeichnete Verkehrslage. Von allen Seiten
leicht zugüuglich, verknüpft das Rheintal England und die Niederlande mit
der Schweiz und Italien; Main und Neckar einerseits, Mosel und Maas
anderseits stellen die Verbindung mit und zwischen den westlich und östlich
gelegenen Nachbarländern her. Im Norden vereinigen sich die Rheinstraße
und die beiden aus Hessen kommenden Straßen, um in zwei Linien rechts
und links des Rheins nach 8 zu ziehen. Die linksrheinische Straße verläuft in
südwestlicher Richtung weiter durch die Pforte von Burgund zum Dmibs, zur
218. Hopfenernte.
öaone und zum Rhone (Rhein—rhone-Kanal; Eisenbahn ^); die andere führt
über Basel nach der Schweiz und über den St. Gotthard nach Italien. Eine
von Paris und Nordfrankreich herkommende wichtige Querstraße benutzt
die Zaberner Stiege, überschreitet bei Straßburg den Rhein und nimmt die
Richtung durch das Pforzheimer Hügelland zur oberen Donau, nach München,
Wien und dem Orient (vgl. § 272). — Die Verkehrslage kommt in erster Linie dem
Handel zugute; aber sie fordert auch die Industrie, indem sie sowohl den
Bezug der Rohstoffe als auch den Versand der Erzeugnisse erleichtert. Die
bodenständige Industrie verarbeitet die Erträgnisse der heimischen Landwirtschaft
1 Vgl. § 234, Rhöne-Saöne-Tal.
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TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Maas Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Rheintal_England Niederlande Italien Main Rheinstraße Hessen Rheins Burgund Rhein—rhone-Kanal Basel Italien Paris Nordfrankreich Rhein Donau Wien Rhöne-Saöne-Tal
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B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Waldland, das nur im W dürftigem Ackerboden Raum gewährt. Um so
fruchtbarer sind die Landschaften am Ostabhang und am Fuß des Gebirges;
dort gedeiht herrlicher Wein neben edlen Kastanien. Die sehr bedeutende
Industrie im Westrich gründet sich auf die Nähe der Saarkohlen- und
-eiseulager.
7. Das Pfälzer Bergland. An die Hardt schließt sich nördlich der Ein-
senkung von Kaiserslautern, in der die alte „Kaiserstraße" von Heidel-
berg über Saarbrücken, Metz und Verdun nach Paris führt, das Pfälzer
Bergland. Es erstreckt sich bis zur Saar und Nahe. Das wegsame Hügel-
laud ist durch gewundene Flußtäler in einzelne Gruppen aufgelöst, in denen
die härteren Gesteinsmassen, Porphyrkuppen (Donnersberg, 700m) und
Basaltgipfel, am höchsten emporragen. Die Rheinseite des Pfälzer Berglandes
schmücken Wein- und Obstgärten; allgemein verbreitet ist der Tabakbau. Der
Sw des Gebietes besitzt im Saarbrückeuscheu ergiebige Steinkohlen-
felder und pflegt daher rege Gewerbtätigkeit.
§ 278. Ii. Bewohner. Schon im frühesten Mittelalter war die Oberrheinische Tief-
ebene ein Hauptsitz deutscher Kultur mit belebten Handels- und Verkehrsstraßen
und blühenden Städten, in denen ein handeltätiges, gewerbsleißiges und knnst-
sinniges Bürgertum herrschte. Auch in der Gegenwart ist sie eine der blühendsten
deutschen Landschaften. Infolge der Ertragfähigkeit des Bodens, der günstigen
Verkehrsverhältnisse der Ebene und mancherlei gewerblicher Tätigkeit wohnt die
Bevölkerung sehr dicht zusammen. So hat das Großherzogtum Baden im Durch-
schnitt 142, Rheinhessen 278, Elsaß-Lothringen 130 und die Rheinpfalz 158 Be-
wohner auf 1 qkm.
Der S wird vouschwabeu, deren elfässischer Zweig wie im südlichen Schwarz-
Wald Alemannen heißt, der N von Franken, den lebenslustigen, frohsinnigen
Pfälzern, bewohnt. Die Linie Zabern—wörth—rastatt—heilbronn bildet im
wesentlichen die Grenze zwischen den beiden Stämmen.
Iii. Staaten und Siedlungen. Staatlich haben Anteil an dem Gebiete
Baden, Württemberg, Hessen, Preußen, Bayern und Elsaß-Lothringen.
1. Das Großherzogtum Baden, das sich vom Bodensee bis ins Rheinknie und
von hier in schmalem Streifen über den Neckar bis zum Mainviereck erstreckt, besitzt
den weitaus größten Teil des 0.
Alle bedeutenderen Orte liegen zwischen Rhein und Schwarzwald, auch wohl
wie die rebeuumkräuzte Universitätsstadt Frei bürg (85) im Breisgau in einer an-
mutigen Bucht des Gebirgsrandes. Bei ihr münden die Straßen aus dem Höllen-
tal und treffen die zwischen Schwarzwald und Kaiserstuhl durchziehende Nord-Süd-
straße. Die Bausteine zu dem herrlichen, alten Münster lieferte der Buntsandstein
des Gebirges. Am Gebirgsraude folgen sich nördlich von Freiburg Offen-
bürg (20), wo die Kinzigtalstraße in die Rheinebene ausmündet (Schwarzwaldbahn),
Rastatt (15), die ehemalige Bundesfestung am Ausgang des Murgtales, und
Baden-Baden (25), die weltberühmte Kurstadt mit heißeu Quellen. Vor dem
südlichen Neckarberglande entstand (1715) durch Fürstenwillen Karlsruhe(135), eine
Stadt mit ursprünglich fächerförmiger Anlage der Hauptstraßen. Die Lage an der
westöstlichen Verkehrsstraße, die hierher geleitete Vereinigung zahlreicher Straßen
und Eisenbahnen, der Anschluß an die Rheinschiffahrt im Hafen von Maxau
entwickelten die Residenz zur Judustriegroßstadt und zu einem Brennpunkt des
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]